Mehr Platz, mehr Tierwohl, mehr Klarheit – doch wer übernimmt die Mehrkosten?
„Ich will, dass auch morgen noch gutes Fleisch aus Deutschland auf unsere Tische kommt“, damit begann der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag seine Ausführungen zum fünfstufigen Modell mit den Eckpunkten zur Tierhaltungskennzeichnung.
Diese sollen allerdings nur für frisches Schweinefleisch gelten. Weitere Produkte sollen folgen.
Es sei nicht nachvollziehbar, warum eine Kennzeichnung ausschließlich für Frischfleisch gelten soll und nicht zugleich für Fleisch, welches abgepackt oder in der Gastronomie verbraucht wird, so Hubertus Berges, Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Cloppenburg.
Unklar sei, so Berges weiter, wie Landwirte bei den Investitionen für die Stallumbauten und den Mehrkosten für mehr Tierwohl, unterstützt werden sollen.
Es müsse Klarheit und eine gesicherte Finanzierung geben. Es dürfe nicht mehr Tierwohl gefordert werden, ohne jeglichen Ausgleich dafür, so Berges.
Die Landwirte benötigten dringend langfristige finanzielle Sicherheit sowie Planungssicherheit. Ansonsten würden immer mehr Landwirte die Schweinehaltung in Deutschland aufgeben.
Das zeige sich auch deutlich in der Sauenhaltung. Bislang werden nur 65 % bis 70 % der Ferkel in Deutschland produziert. Das bedeutet: lange Transportwege aus dem Ausland und somit weniger Tierwohl. Durch 5xD könne dem entgegengewirkt werden, so Martin Roberg, 2. Vorsitzender des Kreislandvolkverbandes Cloppenburg.
Allein im Jahr 2020 waren es 8 % weniger Besamungszahlen, im Jahr 2021 bereits 12 % weniger. Deutlich ist, dass sich der Trend weiter verstärkt. Somit werden demnächst noch mehr Ferkel importiert werden müssen. Die Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert sich zunehmenst, sodass wir stark abnehmende Sauenbestände ist Niedersachsen haben. Wenn nicht jetzt gehandelt wird, werden wir immer mehr Betriebe verlieren, fordert Martin Roberg, der selbst Sauenhalter ist.
Man könnte fast meinen, so Berges weiter, dass es Absicht sei, die notwendigen Entscheidungen zu verzögern.
Da noch dieses Jahr der Gesetzesentwurf abgestimmt werden soll, müsse der Druck, zu vernünftigen Entscheidungen für die Landwirtschaft zu kommen, erhöht werden. In der Koalition muss jetzt gehandelt werden, wenn die Landwirtschaft in Deutschland gesichert werden soll, fordert Berges.
Letztendlich könne man sagen, der Tierhaltungskennzeichnung fehle die Grundlage. Es sei klar, dass man mit der anvisierten Milliarde Euro nicht auskommen werde. „Schließlich baue man ja auch kein Haus und würde das Fundament weglassen“, so Hubertus Berges abschließend.
Das Landvolk Niedersachsen hat einen „Schweinegipfel“ in Hannover veranstaltet. Durch den „Schweinegipfel“ werden die Forderungen der Landwirtschaft noch einmal sehr deutlich gemacht.